Ich liebe pferdegestützte Persönlichkeitsentwicklung. Allerdings ist es ein sperriges Wort für das, was in der Arbeit mit den Pferden tatsächlich passiert.
Es sind Begegnungen, die die Pferde aus freien Stücken herbeiführen.
Es sind Begegnungen, die dein Herz berühren.
Es sind Begegnungen, aus denen Heilung entsteht.
Es sind Begegnungen, die sachte Prozesse in Gang bringen und Veränderungen im Denken und Fühlen bewirken.
Es sind Begegnungen ohne Zwang, ohne Druck, ohne müssen und sollen – einfach gemeinsames Sein, authentisch und unverfälscht, aus der Kraft der Herzen.
1. Pferde sind wahrhaftig
Du verschleierst deine tatsächlichen Gefühle und Absichten. Du willst gut dastehen, du suchst Anerkennung und Liebe, du passt dich an. Du vermeidest es, deine wahren Gefühle zu benennen und/oder auszusprechen.
Du vermeidest, zu fühlen. Du denkst dann, dass du fühlst, aber fühlst nicht. Weil du Angst hast, dass dich die Emotion oder das Gefühl überwältigt. Weil der Schmerz, der dahintersteckt, zu groß und zu konfrontierend ist. Weil du es nicht gelernt hast, deinen Gefühlen Ausdruck zu verleihen. Oder weil du schon als Kind gelernt hast, dich zurückzuhalten, damit du in der Welt der Erwachsenen zurechtkommst.
Pferde machen dir nichts vor. Sie bringen die Beziehung mit dir auf den Punkt. Sie drücken das aus, was gerade ist. Du kannst den Pferden nichts vormachen.
Weder bewerten sie deine Gefühle, noch verurteilen sie diese. Sie sind, wie sie sind und hier darfst du auch so sein, wie du bist!
2. Pferde sind authentisch im Umgang mit Grenzen
Du bist dir nicht bewusst, wo deine Grenzen sind. Du erlaubst anderen Menschen aus unterschiedlichen Gründen, deine Grenzen zu missachten oder öffnest ihnen freiwillig Tür und Tor. Du unterdrückst deinen Frust, Ärger oder Wut, statt ein klares und deutliches Nein zu kommunizieren. Früher oder später bewirkt der berühmte Tropfen, dass das Fass überläuft und deine Reaktion ist dann möglicherweise der Situation nicht mehr angemessen.
Wenn Pferde in der Herde leben, kommunizieren sie Tag für Tag, 24 Stunden am Tag ihre persönlichen Grenzen. Sie sind sozusagen Weltmeister im Grenzen kommunizieren. Vom ersten bis zum letzten Atemzug werden meist sehr feine Signale ausgesandt und bemerkt. Ein Ohr, dass anders gedreht wird, ein kurzer Blick, eine neue Position des Körpers sorgen dafür, dass Anfragen beantwortet werden oder möglichen Konflikten aus dem Weg gegangen wird. Werden Grenzen von einem Herdenmitglied bewusst ignoriert, kann die Antwort auch mal lauter und mit mehr Körpereinsatz beantwortet werden.
Im Gegensatz zu den meisten Menschen wissen Pferde sehr genau, wo ihre und wo deine Grenzen sind und machen sie dir bewusst.
3. Pferde sind Herz-Öffner
Du hältst dein Herz verschlossen oder zumindest sicher hinter dicken Mauern. Du wurdest schon zu oft verletzt. Die emotionalen Wunden schmerzen noch immer, sind noch lange nicht verheilt. Oder die Narben erinnern dich an vergangenen Schmerz. Bewusst oder unbewusst schützt du dich und vermeidest „Berührung“.
Das Herzmagnetfeld der Pferde ist um vielfaches größer, als das des Menschen. Es wirkt auf das autonome Nervensystem des Menschen beruhigend und regulierend, insbesondere auf Herzfrequenz und Stressniveau. Über dieses „kommunikative Feld“ entsteht eine intuitive Verbindung auf der Basis von Ruhe, Klarheit und emotionaler Präsenz.
Pferde stellen dir ihr großes Herz zur Verfügung. Sie lieben es, wenn du ihnen dein Herz öffnest. Sie lieben es, mit dir in Verbindung zu sein und einen gemeinsamen Heilraum mit dir zu teilen. Sie lieben es, dir zu begegnen: wahrhaftig, einfühlsam, von Herz zu Herz. Du bist willkommen!
